Ferien in der Sargtischlerei
Endlich Sommerferien! Betula ist wieder zu Besuch bei ihrem Großvater, dem Sargmacher, ihrer Großtante Martha und der netten Nachbarin, Frau Zwirnfitz. Doch die Stimmung ist getrübt. Der Großvater würde lieber andere Dinge schreinern als Särge, doch da ist dieser Fluch, der auf der Familie ruht. Also schreinert er hässliche Särge. Das Altenheim ist in Aufruhr, denn angeblich versucht der Großvater dort, nachts für seine Särge zu werben. Tante Martha hat Angst und wappnet sich mit einem stinkenden Zwiebelturban. Betula entdeckt, dass es in ihrem Kuschelsarg ein Wurmloch gibt, das in die Vergangenheit führt. Mutig folgt sie ihrem Lieblingsholzwurm, um das Geheimnis des Fluches zu ergründen und ihn möglichst abzuwenden. Und dann ist da noch dieser merkwürdige Herr Butterzahn, der darauf besteht, dass der Großvater ihm eine Kommode schreinert, weil dieser es angeblich versprochen hat. Alles ist sehr kompliziert, doch Betula geht den Dingen hartnäckig auf den Grund. Dabei gewinnt sie interessante Erkenntnisse.
Betula streckte ihren Zeigefinger aus. Vorsichtig, ganz vorsichtig schob sie ihn unter den kleinen Wurm. Dann stieg sie über die Sargwand – und betrat die Vergangenheit. Erst in diesem Augenblick konnte Betula es fassen. „Ich bin tatsächlich in der Werkstatt des fröhlichen Sargtischlers“, rief sie übermütig und wünschte, ihr Großvater könnte sie sehen.
Durch ein Wurmloch in die Vergangenheit
Manch ein Kind hätte vielleicht Angst, in einer Sargtischlerei Zeit zu verbringen, aber nicht Betula. Sie liebt den Geruch von Holz. Sie bedauert nur, dass sie sich nicht mehr mit den Holzwürmern unterhalten kann wie in den letzten Ferien (zur Rezension von Band 1: Betula Krummbein und der Fluch des fröhlichen Sargtischlers). Doch überhaupt ist jetzt alles anders. Die Leute in der Stadt reden schlecht über ihren Großvater, die Bewohnerinnen des Altenheims reagieren sogar mit Panik, wenn der Name nur fällt. Frau Zwirnfitz, die nette Nachbarin, hat wegen eines Häkelwettbewerbs keine Zeit für das Mädchen. Sie bittet Betula aber um einen Gefallen, bei dem diese die sehr alte, sehr mysteriöse Frau Gierzahn kennenlernt. Aber hat sie diese Frau nicht als Kind gesehen, als sie durch das Wurmloch in die die Vergangenheit gereist ist?
Betula ist die Einzige, die einen klaren Kopf behält. Sie lässt sich nicht aus der Ruhe bringen, beobachtet alles mit wachem Blick und kommt so nach und nach nicht nur hinter das Familiengeheimnis, sondern findet auch heraus, was mit Frau Gierzahn los ist. In der Schule ist Betula eine Außenseiterin, eine Erfahrung, die ihr nun hilft, sich nicht unterkriegen zu lassen. Ganz sicher ist sie kein durchschnittliches Kind. Sie ist hartnäckig, neugierig und schlau und sie will, dass dieser Fluch endlich ein Ende findet.
Die Erwachsenen sind allesamt ziemlich exzentrisch. Das macht den Reiz dieser Geschichte aus. Durchschnittlich wirken nur Betulas Eltern, man könnte auch langweilig sagen, die aber nur am Rande vorkommen. Alle andere sind herrlich individuell, sodass man nie vorhersagen kann, wie die Geschichte weitergeht.
Ins Herz geschlossen habe ich die Holzwürmer, von denen jeder einzigartig ist, auch wenn man sie optisch nicht unterscheiden kann. Vor allem Sir William ist sehr sympathisch. Ohne ihn wäre Betula in der Welt der Wurmlöcher verloren.
Ein Geheimnis muss gelüftet werden
Die Geschichte ist sehr flüssig geschrieben, ein Erzähler berichtet über Betulas Erlebnisse. Die sprechenden Namen sind lustig, insgesamt gibt es recht viel Wortwitz. Es gibt immer wieder überraschende Wendungen, sodass ich von der spannenden Handlung sofort gefesselt war. Langatmige Passagen gab es nicht, das Buch ist vom Anfang bis zum Ende spannend.